Die Aufnahme Bulgariens und Rumäniens in die EU
1. Dezember 2006
Der Arbeitskreis Europa der CDU Neuss befasste sich mit den Ländern Rumänien und Bulgarien, die beide zum 1. Januar 2007 der Europäischen Union (EU) beitreten werden. Die Arbeitskreisleiter Bärbel Kohler und Dr. Jörg Geerlings konnten mit Privatdozent Dr. Jürgen Plöhn einen Intimkenner dieser Staaten begrüßen, der erst kürzlich das Buch „Sofioter Perspektiven auf Deutschland und Europa“ herausgegeben hat. In seinem Referat „Die Aufnahme Bulgariens und Rumäniens in die EU – zwischen Hoffnungen und Befürchtungen“ gab der Sozialwissenschaftler der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg zunächst einen profunden Überblick über Geschichte und Ausgangslage der Länder, die in erheblichem Maße auf eigener Erfahrung aufgrund seiner Tätigkeit vor Ort beruhten.
Zweifelhaft erscheint Plöhn, dass trotz erheblicher Mängel, die die Kommission in ihrem Monitoring-Bericht festgestellt hatte, „grünes Licht“ für den Beitritt bereits zum 1. Januar 2007 gegeben wurde. „Eine rein politische Entscheidung“, so Plöhn. Durch Zahlen belegte Plöhn auch, wie weit die ehemaligen Ostblock-Staaten hinter der allgemeinen Entwicklung zurückgeblieben seien. „Es zeigt sich insbesondere, dass die Länder hinter der allgemeinen Entwicklung herhinken, in denen Altkommunisten an der Macht geblieben sind.“
Große Befürchtungen über den Import von organisierter Kriminalität und weiterer Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt bestehen insbesondere in den alten Mitgliedstaaten. Hier, so war sich das Auditorium einig, müsse noch einiges passieren. Chancen sieht Plöhn aber für den deutschen Sprachraum, da deutsch eine immer noch weit verbreitete Sprache in Rumänien und Bulgarien sei. Eine Erhöhung des Lebensstandards, der auch heute noch durch einen erheblichen Unterschied zwischen totaler Armut und protzigem Reichtum in diesen Ländern geprägt sei, sei aber eine langfristige Perspektive für die neuen Mitgliedstaaten. Zum wirtschaftlichen Gesamteinfluss relativierte Plöhn die Befürchtungen, da der Raum lediglich vier Prozent der Wirtschaftkraft insgesamt ausmache und bislang nach jeder Erweiterungsrunde ein erheblicher Zuwachs in den bisherigen Mitgliedstaaten zu verzeichnen gewesen sei, also auch die alten Mitgliedstaaten profitiert hätten. Deutschland müsse seine Chancen in diesen Ländern nur nutzen.