Ruhe nach dem Sturm

30.03.2007

Neuß-Grevenbroicher Zeitung vom 30. März 2007
Von Ludger Baten
Nach turbulenten (Wahl-) Wochen in der Ratsfraktion, präsentierten sich die Neusser Christdemokraten am Donnerstagabend beim Stadtparteitag im Foyer des Landestheaters handzahm. Jörg Geerlings’ Appell zur Geschlossenheit endete damit, dass der Punkt „Aussprache“ gar ohne eine Wortmeldung übersprungen werden konnte.
Ex-Beisitzer Notker Becker wunderte sich („Gibt es wirklich nichts zu diskutieren?“), während Vize-Schatzmeister Heiner Cöllen vermutete, dass die kampferprobten Recken nach den „Auseinandersetzungen der vergangenen Wochen müde sind.“
So viel Einheit war dann auch schon lange nicht mehr. Mit 94,3 Prozent schickten 170 Christdemokraten ihren Vorsitzenden Dr. Jörg Geerlings (34) in eine zweite Amtszeit.

Der promovierte Jurist strahlte angesichts des Erfolgserlebnisses und bedankte sich für die „tolle Bestätigung der Arbeit“. Starke Voten fuhren auch seine Stellvertreter ein. Klaus Karl Kaster (65) steht für Kontinuität; Elisabeth Heyers (47) ist ein frisches Gesicht in der Parteispitze.
Heyers nimmt den Platz von Sabine Hustedt ein, die nach vier Jahren auf eigenen Wunsch nicht mehr kandidierte. Sie ist im privaten Bereich derart stark gebunden, dass sie kurzfristig auch ihre Bereitschaft zurückzog, sich als Beisitzerin im Vorstand zur Verfügung zu stellen.
„Ich benötige dringend den freien Montag“, begründete sie ihre Entscheidung in Anspielung daran, dass politische Gremien oft montags tagen.
Angesichts von 153 Ja-Stimmen – bei 168 Wahlberechtigten – durfte sich auch Christian Paul Thywissen über eine breite Mehrheit bei seiner Wiederwahl freuen. Der Schatzmeister hatte zuvor in seinem Kassenbericht angekündigt, dass er den konsequenten Sparkurs fortsetzen will.
Finanzielle Erfolge stellen sich offenbar ein. Obwohl die Einnahmen mit rund 350 000 Euro im Vergleich zu 2005 nahezu unverändert blieben, baute die Neusser CDU ein kräftiges Minus („In Höhe eines Wahlkampfbudgets“) ab. Die Partei schreibe wieder schwarze Zahlen.
Eine Rücklage werde aufgebaut. Das wird auch erforderlich sein, denn Thywissen machte klar: „Wir können nur ausgeben, was wir auch in der Kasse haben.“ Im Klartext: Schulden werden mit ihm als Schatzmeister auch in Wahlkampfzeiten nicht gemacht.
Die Volkspartei CDU verliert Mitglieder – auch in Neuss. Zu Jahresbeginn zählte der Stadtverband nur noch 1600 Christdemokraten. Ein Minus von 110 Köpfen innerhalb von nur zwölf Monaten.
Kritiker der der CDU-geführten Bundesregierung, so Geerlings, verlassen die Partei. Schließlich sei die Mitgliederliste um Karteileichen bereinigt worden.
In seiner Grundsatzrede kritisierte Parteichef Geerlings das Erscheinungsbild der CDU-Ratsfraktion, die sich vom operativen Geschäft entfernt habe und in Personalstreit ergehe.
Wenn dieser Trend nicht gestoppt werde, lauf die CDU Gefahr, ihren Führungsanspruch zu verlieren. Nach der Abstimmung gelte für alle die Mehrheitsmeinung: „Das fällt nicht immer leicht, sollte aber wieder zur guten Gepflogenheit werden, damit sich die CDU als verlässlicher Partner präsentiert.“
Quelle: NGZ v. 30.3.2007

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