Jugendkriminalität – Möglichkeiten der Verhütung und Bekämpfung

09.06.2008

Zu einer gemeinsamen Expertenveranstaltung zum Thema „Jugendkriminalität – Möglichkeiten der Verhütung und Bekämpfung“ hatten CDU-Kreis- und Stadtverband Neuss jetzt in das Friedrich-Spee-Kolleg Neuss geladen. Über 100 Interessierte verfolgten die Diskussion unter der Moderation von Heiner Cöllen, Mitglied beider Parteivorstände.
Als Fachleute stellten sich der regen Befragung und Diskussion Ulrich Steeger, Jugendrichter in Neuss, Frank Reuters, Leiter des Kommissariats „Jugendkriminalität“ der Kreispolizeibehörde Neuss, Hans-Josef Pauls, Jugendgerichtshilfe des Jugendamtes Neuss, Hans Scholten, Leiter des Raphaelshauses Dormagen und Birgit Schikora, Verfahrenspflegerin und Projektberaterin in der Jugendförderung.

In seiner Begrüßung erinnerte CDU-Kreisvorsitzenden Hermann Gröhe MdB an die politische Debatte der letzten Wochen, die vom Thema „Gewaltbereitschaft jugendlicher Straftäter“ erheblich geprägt gewesen sei. Während die (Jugend-) Kriminalität insgesamt erkennbar zurückgegangen sei, sei im Gegensatz dazu bei der Gewaltkriminalität Jugendlicher – wie bei der Gewaltkriminalität insgesamt – ein Anstieg zu verzeichnen.
Zunächst machte Erste Kriminalhauptkommissarin a. D. und Kreistagsabgeordnete Maria Widdekind die Teilnehmer mit der Kriminalstatistik 2007 des Rhein-Kreises Neuss bekannt. Sie wies darauf hin, dass von den 30.740 Fällen knapp die Hälfte aufgeklärt werden konnte. Von den 10.465 Tatverdächtigen seien 557 Kinder unter 14 Jahre gewesen, 1.510 Jugendliche unter 18 Jahre und 1.140 Heranwachsende unter 21 Jahre. Von allen 2.127 nichtdeutschen Tatverdächtigen wären 581 unter 21 Jahre. Allerdings gebe die Statistik keine Auskunft über Herkunft (Migration), Bildungsgrad und soziale Stellung der Täter.
Die anschließende Befragung der Experten ergab eine Reihe von Hinweisen und Anregungen, nicht zuletzt an die politisch Verantwortlichen in Bund, Ländern und Gemeinden: Die Schule müsse ein Ort sein, an dem Kinder und Jugendliche durch besser ausgebildete Lehrer und mit Beistand von Sozialarbeitern zu regelkonformem Verhalten befähigt werden; Problematische Familien müssten mehr emotionale und materielle Unterstützung erfahren; Menschen mit Migrationshintergrund bedürften einer besseren Integration; die Gesellschaft müsse auch denen Ausbildungs- und Berufschancen bieten, deren Begabung mehr im Praktischen liege. Die Medien und die Betreiber von Internetplattformen müssten sich ihrer besonderen Verantwortung für das Wohl von Kindern und Jugendlichen bewusst sein, notfalls dazu angehalten werden.
Von Seiten der Polizei wurden mit der Bitte um bessere Aufklärungsarbeit die nachteiligen Folgen des hohen Anteiles von Drogen- und Alkoholeinfluss bei Taten aller Art beklagt – Tendenz steigend!
Ein besonderes Dilemma werde bei Taten sogenannter strafunmündiger „Klaukinder“ (reisende, im Auftrag Erwachsener handelnde Kinder unter 14 Jahren) deutlich: Es fehle an Möglichkeiten der Heimunterbringung, die sicherstellt, dass die Kinder vor dem weiteren Einfluss der Hintermänner bewahrt werden.
Der sogenannte Warnschussarrest (einige Wochen Jugendarrest zum „Kennenlernen“ mit anschließender Jugendstrafe zur Bewährung) wurde von dem Vertreter des Jugendgerichts als überfällige Erziehungs- und Sanktionsmaßnahme eingefordert. Eine Zuhörerin machte den überdenkenswert Vorschlag, Angsträume, also Orte, an denen es vermehrt zu kriminellen Vorfällen kommt, durch geeignete -evtl. bauliche- Maßnahmen zu „entschärfen“.
Fast alle Experten wiesen darauf hin, dass mehr Geld und Personal in den jeweiligen Fachbereichen einer wirksamen Verhütung und Bekämpfung von Jugendkriminalität entgegenkämen.
Dr. Jörg Geerlings, Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes Neuss, hob in seinem Schlusswort beispielhaft die Streetwork und die gute Arbeit in den Jugendeinrich­tungen und Jugendverbänden in Neuss hervor. Er betonte, dass die Anregungen aus der Veranstaltung eine weitere Bearbeitung in der Kommunalpolitik erfahren werde.

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