Porträt: Jörg Geerlings (CDU)

22.04.2010

VON LUDGER BATEN UND BARBARA GROFE

Landtagswahl (NGZ) Die Stationen seines politischen Weges weisen nach oben: 1997 Eintritt in die Junge Union, 2005 Vorsitzender der CDU Neuss – jetzt will Jörg Geerlings den nächsten großen Schritt tun: Ein Sitz im Landtag NRW.

Als Jogger holt er sich den langen Atem. Der ist auf dem Weg nach oben unverzichtbar. Dass er sprinten kann, hat Jörg Geerlings (37) längst bewiesen – zumindest in der Politik. 1997 trat er in die Junge Union ein, acht Jahre später war er Vorsitzender der Mutterpartei. Der promovierte Jurist drückt weiter aufs Tempo: Am 9. Mai will er für die CDU das Direktmandat in Neuss holen. Die Chancen stehen gut. Vor fünf Jahren setzte sich CDU-Bewerber Sahnen gegen Fritz Behrens (SPD) durch – 22 Prozentpunkte trennte die beiden. Jetzt tritt Behrens erneut an – gegen Geerlings.

Geerlings, Typ „Schwarm aller Schwiegermütter“, spricht nicht gern über die Zielstrebigkeit, die hinter seinen schnellen Aufstieg steht. „Das ist so passiert“, sagt er lieber. Ein Satz, der Zufall suggeriert und den Blick darauf verstellt, dass dort einer am Werk ist, der als Läufer genau weiß, dass der kürzeste Weg zum Ziel die Grade ist. Wenn es sein muss, kann er auch die Ellenbogen ausfahren: den angesehenen Heinz Sahnen (63), der gern für eine dritte Legislaturperiode in den Landtag zurückgekehrt wäre, schickte er mit einer Kampfabstimmung aufs politische Altenteil.

Keine Frage, Jörg Geerlings ist ein politisches Talent. Derzeit arbeitet er daran, dass dieses Talent nicht zum „Ewigen Talent“ verkommt. Er greift an. Das ist für einen aufstrebenden Jungen in einer konservativen Partei der Platzhirsche nicht einfach. Schonfristen sind da rar, gute Ratschläge auch. „Die gibt kaum einer freiwillig“, gesteht er. Darum geht Geerlings seinen Weg; in Partei und Gesellschaft ist er präsent – nicht nur körperlich. Das Alpha-Tier bezieht auch immer Position. Im Wahlkampf geht er von Haus zu Haus, lässt sich auch nicht entmutigen, wenn ihm einmal eine Türe vor der Nase zugeknallt wird.

„Wahlkampf und die Neusser CDU sind eine gute Schule“, sagt er, „eine gute Schule für das, was da noch kommen kann.“ Was kommen soll, ist klar – der Sitz im Landtag. Und das, obwohl Geerlings in einem Interview bekannte: „Im Zweifel immer Neuss.“ Einfluss und Macht in der Kommunalpolitik hat er längst gekostet, jetzt will er aus dem Schatten von St. Quirin treten, auch „um neue Impulse zu erhalten“. Am 9. Mai muss er den Wahlkreis direkt gewinnen. Sein Listenplatz 82 ist chancenlos. So muss er im Wahlkampf bestehen, sonst ist der Traum vom Landtag ausgeträumt.

Dennoch steht er auch zu seinen Schwächen. Muss er ans Mikrofon, ist er immer noch nervös. Das räumte Jörg Geerlings kürzlich im Gespräch mit Schülern ein. Aus dem Seiteneinsteiger und politischen Aufsteiger ist doch noch kein abgezockter Politprofi geworden. Da scheint er ungläubig auf seinen Weg nach oben zu schauen und zu murmeln: „Das ist so passiert …“

Quelle: NGZ v. 23.4.2010

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