Streitbarer Pater trifft auf interessiertes Publikum
25. Juni 2013
„Wie christlich kann eine Partei sein?“ – zu dieser Fragestellung hatte der CDU-Stadtverband Neuss jüngst den renommierten Sozialethiker Pater Professor Wolfgang Ockenfels zu Gast. Die CDU setzte damit ihre traditionelle „C“-Veranstaltungsreihe fort. Gerade vor Wahlen, so betonte Vorsitzender Dr. Jörg Geerlings eingangs, müsse man sich seiner selbst vergewissern. Kritische Reflexionen seien dabei durchaus erwünscht.
Und so war der Weg für Ockenfels bereitet, der zunächst die Definition in den Mittelpunkt stellte. Während der Begriff „katholisch“ klar umrissen sei, gelte dies für ‚christlich‘ nicht. Das „C“ habe sich von Beginn an über Personen beschrieben – die meisten davon katholischen Glaubens. Und so habe die CDU viele Jahrzehnte eine klare Prägung gehabt.
Die CDU sei immer die Partei des Mittelstands gewesen. Dabei habe die katholische Soziallehre eine bedeutende Rolle gespielt. Dies müsse auch heute sichtbar bleiben. Allerdings müssten die Menschen auch bereit sein, sich dafür einzusetzen. Gewerkschaften, Parteien und Verbände träfe der Mitgliederverlust gleichermaßen. Junge Menschen müssten deshalb begeistert werden, sich zu beteiligen. Demokratie sei eben sehr anspruchsvoll und bedürfe auch der Demokraten. Dafür lohne es, sich zu engagieren, so Ockenfels in seinem Vortrag.
Unter der Moderation von Cornel Hüsch, Vorsitzender des Kreiskatholikenrates, entspann sich im Anschluss eine angeregte Diskussion. Dabei wurde die (einmütig abgelehnte) Idee der Streichung des „C“ aus dem Parteinamen ebenso diskutiert, wie die Begriffe Glaubwürdigkeit und Vertrauen.
Abschließend fasste Jörg Geerlings zusammen, dass das „C“ der Markenkern der CDU bleibe, für den es sich einzusetzen lohne. Der Neusser Stadtverband jedenfalls werde die „C“-Reihe fortsetzen und die Anregungen der Referenten auch künftig als wichtige Diskussionsbeiträge für das Parteienprofil verstehen.
Zur Person:
Pater Professor Ockenfels trat 1967 in den Dominikanerorden ein, in dem er 1973 die Priesterweihe erhielt. Er studierte Philosophie und Theologie in Walberberg und Bonn, später auch Sozialethik und Volkswirtschaftslehre in der Schweiz. 1985 erhielt er einen Ruf als Professor für Christliche Sozialwissenschaften an die Theologische Fakultät der Universität Trier, wo er heute noch tätig ist. Professor Ockenfels ist Vorsitzender des Instituts für Gesellschaftswissenschaften Walberberg in Bonn und gibt dort regelmäßig die sozialethische Zeitschrift „Die Neue Ordnung“ heraus.
Zur C-Reihe:
Die „C“-Veranstaltungen wurden im Stadtverband Neuss ins Leben gerufen, um sich mit den christlichen Werten und deren Bedeutung innerhalb der CDU auseinanderzusetzen. In unregelmäßigen Abständen werden dazu – offen für Mitglieder und Interessenten – Diskussionen geführt, die sich mit aktuellen werteorientierten Themen befassen.