„Talk am Pegel“ in Neuss: Deutschland im Wettbewerb – Mut zur Wende gefordert
10. April 2025

Unter dem Titel „Jetzt durchstarten – Deutschland im Wettbewerb“ diskutierten am Montagabend CDU-Landtagsabgeordneter Dr. Jörg Geerlings mit seinen Gästen beim „Talk am Pegel“ in der voll besetzten Pegelbar über die Herausforderungen für den Standtort Deutschland.
Arndt Kirchhoff, Präsident Unternehmer NRW, war der zentrale Impulsgeber des Abends. Gemeinsam mit Sabine Hustedt, Geschäftsführerin des Jobcenters Rhein-Kreis Neuss, und Frank Gensler, Kämmerer der Stadt Neuss, beleuchtete er zentrale Herausforderungen – von Fachkräftemangel über Bürokratieabbau, Rolle der Politik bis hin zu Investitionsanreizen.
Arndt Kirchhoff zeichnete ein klares Bild der Lage: „Deutschland steht vor einer Fülle von existenziellen Herausforderungen – durch Trump, Putin, irreguläre Migration, das Erstarken politischer Extreme sowie eine veritable Wirtschafts- und Industriestrukturkrise.“ Die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen sei massiv gefährdet – mit direkten Auswirkungen auf Arbeitsplätze, Wohlstand und die Erreichung der Klimaziele.
Kirchhoff forderte einen konsequenten wirtschaftspolitischen Kurswechsel und eine Änderung des Mindsets in Politik und Gesellschaft: „Wir brauchen einen 180-Grad-Schwenk. Keine Gängelung mehr.“ Kirchhoff mahnte, die Rolle der Politik wieder klar zu definieren: „Politik ist der Schiedsrichter. Die Akteure sind Unternehmen und Gesellschaften. Die Politik soll für Regeln sorgen.“
Sabine Hustedt betonte die Perspektive des Arbeitsmarktes. Ihre zentrale Forderung: „Arbeit muss sich lohnen.“ Sie sprach sich für einen Bürokratieabbau im Sozialsystem, klare und einfache Regeln für Bürgergeldempfänger und Sanktionen bei Pflichtverstößen aus. Zudem seien schnellere Anerkennungsverfahren für ausländische Abschlüsse, verlässliche Kinderbetreuung, ausreichende Integrationskurse und gezielte Hilfen für Menschen mit Vermittlungshemmnissen entscheidend für eine erfolgreiche Integration in den Arbeitsmarkt.
Frank Gensler lenkte den Blick auf die Handlungsmöglichkeiten der Kommunen – und deren Grenzen. „Unsere kommunale Leistungsfähigkeit stößt an ihre Grenzen“, sagte Gensler. Die Ursache liege in vielfach übertragenen Aufgaben – insbesondere im sozialen Bereich. Ein positives Zeichen habe Neuss dennoch gesetzt: „Wir haben bewusst auf eine Spaltung des Grundsteuerhebesatzes verzichtet. So vermeiden wir zusätzliche Belastungen für Unternehmen, die ohnehin mit ihren Gewerbesteuern viele Leistungen finanzieren, von denen die gesamte Stadtgesellschaft profitiert.“
Gensler kritisierte zudem staatliche Auflagen, die kommunale Unternehmen – etwa im Energiesektor – in ihrer Handlungsfähigkeit einschränkten. Auch der Mangel an verfügbaren Gewerbeflächen sei ein wachsendes Problem für Bestandspflege und Neuansiedlungen. Die Bürokratie erschwere zunehmend die Administrierbarkeit kommunaler Aufgaben. Er zeigte sich jedoch auch optimistisch: „Wir beobachten ein vorsichtiges Umdenken – auch auf europäischer Ebene. Das Land NRW überträgt zudem immer mehr Vergabekompetenzen auf die Kommunen. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung.“
Gastgeber Dr. Jörg Geerlings MdL zog ein klares Fazit: „Wir brauchen eine neue Dynamik – mehr Pragmatismus, mehr Mut und mehr Vertrauen in die Kräfte vor Ort. Wirtschaftlicher Erfolg braucht Freiräume, nicht Fesseln.“
Mit „Talk am Pegel“ etabliert sich die Veranstaltungsreihe als bedeutendes Forum für den offenen Austausch über zentrale Zukunftsfragen von Stadt, Region und Land – bürgernah, lösungsorientiert und hochkarätig besetzt. Die Veranstaltung im inspirierenden Ambiente am Neusser Hafen stieß auf großes Interesse. Zahlreiche Gäste aus Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft nutzten die Gelegenheit zum Austausch.